Emotionale Intelligenz – Schlüsselfaktor im Bewerbungsgespräch

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In unserer Gesellschaft wird der Stellenwert von emotionaler Intelligenz in verschiedenen Kontexten hervorgehoben. Der Wortbestandteil ‚Intelligenz‘ hat nur bedingt etwas mit Wissen zu tun. Trotzdem trifft die Aussage zu, dass emotional intelligente Menschen zweifelsohne auch klug sind.

Begriffsdefinition – was ist emotionale Intelligenz?

Emotionale Intelligenz ist der Oberbegriff für bestimmte charakterliche Eigenschaften. Dazu gehören:

1. Empathie
2. Einfühlungsvermögen bzw. Einfühlsamkeit
3. Sensibilität
4. Rücksichtnahme

Im althergebrachten Sprachgebrauch werden solche Charakterzüge als Tugenden bezeichnet. Tugendhaftigkeit ist lobenswertes Verhalten, das von den Mitmenschen positiv bewertet wird.

Eine emotional intelligente Person kann ihre eigene Gefühlswelt klar definieren und Empfindungen richtig einordnen. Diese Fähigkeit hat sie auch im Umgang mit anderen Menschen. Gefühle des Gesprächspartners werden verstanden und respektiert. Aus Emotionalität gehen aktive Taten hervor. Über diese Tatsache sind sich emotional intelligente Persönlichkeiten im Klaren. Sie lassen sich deshalb nicht zu unbedachten Handlungen verleiten, sondern bleiben selbst in angespannten Situationen ausgeglichen.

Emotionale Intelligenz spielt in unterschiedlichen Bereichen des Lebens eine Rolle. Besonders relevant ist sie in der Arbeitswelt. Die persönlichen Karriereaussichten eines Arbeitnehmers hängen stark davon ab, wie emotional intelligent er ist. Besonders in Betrieben mit regelmäßigem Kundenkontakt oder einer hohen Mitarbeiterzahl ist emotionale Intelligenz unverzichtbar. Im Beruf kommen zusätzlich zur Empathie Verhaltensweisen wie engagiertes Arbeiten, Kollegialität und Konzentration hinzu.

Welche Rolle spielt emotionale Intelligenz im Job?

Im Rahmen der Soft Skills wird in Bewerbungsgesprächen gezielt nach der Fähigkeit zu emotional intelligentem Verhalten gefragt. Künftige Arbeitgeber eröffnen das Gespräch nicht mit der Frage ‚Verfügen Sie über emotionale Intelligenz?‘, sondern gehen diskreter vor.

1. ‚Wenn Sie einen Konflikt zwischen Kollegen bemerken – wie würden Sie vorgehen?‘
2. ‚Sind Sie auch in stressigen Situationen noch belastbar?‘
3. ‚Wie wichtig ist Ihnen ein kollegiales Miteinander am Arbeitsplatz?‘
4. ‚Was machen Sie, wenn Sie mit einem leistungsschwachen Mitarbeiter zusammen arbeiten müssen? Gehen Sie auf ihn ein oder haben Sie nur die eigenen Vorteile im Blick?‘

Diese und ähnliche Formulierungen leiten Dialoge ein, die Rückschlüsse auf emotionale Intelligenz des Bewerbers zulassen. Der Bewerber sollte solche Fragen offen und ehrlich beantworten. Geübte Personaler merken schnell, ob ihr Gegenüber vertrauenswürdig ist.

In der Personalabteilung oder im Management müssen emotional intelligente Fachkräfte zugegen sein. Ähnliche Anforderungen werden an Kandidaten für die Betriebsratswahl gestellt. Sie arbeiten täglich mit einer Vielzahl von Kollegen zusammen: Jeder von ihnen hat ein anderes Leistungsniveau, andere Interessen und andere Persönlichkeitsmerkmale. Auf den ersten Blick erscheint es fast unmöglich, sich einen Überblick über die Personaldecke zu verschaffen. Mithilfe von emotionaler Intelligenz können Personalsachbearbeiter jedem Mitarbeiter mit Rücksicht begegnen und seine Bedürfnisse leichter nachzuvollziehen.

Kann man emotionale Intelligenz lernen?

Emotionale Intelligenz kann in gewissem Umfang erlernt oder genauer gesagt geübt werden. Das funktioniert bei ganz alltäglichen Begebenheiten. Man kann solche Momente auf sich wirken lassen und überlegen:

1. ‚Welche Gefühlswelten treffen hier aufeinander?‘
2. ‚Ist die Stimmung ruhig oder aufgebracht?‘
3. ‚Wie sollten sich die Beteiligten verhalten, damit die Situation nicht eskaliert?‘

Anfangs werden diese Alltagsmomente sicherlich nicht immer richtig beurteilt. Mit der Zeit wird man als Betrachter jedoch geübter. Im zweiten Schritt wendet man die emotionale Intelligenz selbst an. Die Fragen lauten nun:

1. ‚Auf welchen Sachverhalt geht es in dem Gespräch?‘
2. ‚Wie geht es mir gerade bei dieser Begegnung?
3. ‚Wie fühlt sich mein Gegenüber?‘
4. ‚Welche Interessen verfolgen wir beide?‘
5. ‚Wie lassen sich die Interessen umsetzen?‘

Emotional intelligent vorzugehen bedeutet, negative Emotionen mit positiven Reaktionen auszugleichen. Diese Fähigkeit entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Wer aber bei sich selbst anfängt und aufmerksamer in sich hineinfühlt, kann diese Erkenntnisse schließlich auch bei anderen Personen anwenden.

Schlusswort

Emotionale Intelligenz beeinflusst das Arbeitsklima maßgeblich, denn alle Mitarbeiter gestaltet das soziale Leben am Arbeitsplatz mit. Jedem Einzelnen muss an einem guten Umgang miteinander gelegen sein. Als ‚Grundbaustein‘ ist emotionale Intelligenz gefragt.

Besonders im beruflichen Alltag ist emotionale Intelligenz mehr als eine persönliche Facette, die von den Kollegen geschätzt wird. Sie bestimmt die eigenen Möglichkeiten, Karriere zu machen. Bei der Stellensuche kommt es keineswegs nur auf fachliches Können an. Die soziale Kompetenz sollte bereits im Bewerbungsgespräch nicht unterschätzt werden – manchmal ist sie im neuen Job sogar ausschlaggebender als Abschlüsse oder Zertifikate.

Mehr Infos:
https://www.berufsstrategie.de/bewerbung-karriere-soft-skills/emotionale-intelligenz.php (zuletzt aufgerufen am 19.1.22)

https://blog.karrieretutor.de/persoenlichkeitsentwicklung/emotionale-intelligenz/ (zuletzt aufgerufen am 18.1.22)